Das wundersame Leben des Joachim Ringelnatz von Wolfgang Knape Joachim Ringelnatz, der 1883 als Hans Bötticher in Wurzen geboren wurde, war Sachse, Seemann, Dichter, Maler und Kabarettist. Als Schöpfer des Kuttel- Daddeldu, als Verfasser skurriler Nonsens-Verse und bewegender Gedichte, wird er bis heute geliebt und bei vielen Gelegenheiten zitiert. Kaum der Schule entronnen, von der er schreibt: "Keines der Lehrfächer regte mich an. Ich war in allen schlecht", zieht er nach Hamburg und bald treibt ihn das Fernweh in einem Segelschiff um die Welt. Als der Krieg beginnt, meldet er sich freiwillig, wird Kommandant eines Minensuchbootes und eröffnet in den Gefechtspausen eine Tierschau. Um die Person des Mannes mit dem Vogelgesicht ranken sich zahlreiche Legenden. Erzählt werden sie vom Seemann Hanns H. Schlünz, von Muschelkalks Schwester und von Lilly Uhl, der die Spielnachmittage mit Ringelnatz bis heute unvergessen geblieben sind. Und alles fügt sich zu dem Bild eines ungewöhnlichen Mannes, der sich den Luxus bewahrt hatte, die Welt mit kindlicher Unvoreingenommenheit zu betrachten und dessen scheinbar heitere Verse politisch genug waren, um von den Nationalsozialisten verboten zu werden. Als Ringelnatz 1934 starb, waren viele seiner Freunde bereits emigriert, verschleppt oder umgekommen. Nur neun Personen gaben ihm auf dem Berliner Waldfriedhof das letzte Geleit, unter ihnen der Verleger Rowohlt, der Schauspieler Paul Wegener, Asta Nielsen und seine geliebte Gefährtin Muschelkalk. Wolfgang Knape studierte Wissenschaftliches Bibliothekswesen. Er ist Absolvent des Institutes für Literatur "Johannes R. Becher" in Leipzig und arbeitet seit 1981 als freiberuflicher Schriftsteller. Er veröffentlicht Prosa, Lyrik, Hörspiele und Features. Regie: Jürgen Dluzniewski Produktion: MDR 2002 (29 Min.)
Auf Tarnschuhendurch die Wüste: Vom Überleben in einer mexikanischen Narco-Hochburg Von Ronja Mira Dittrich BR 2023 Wiederholung am Sonntag, 20.03 Uhr . "Weißt du, warum hier in Altar niemand Schweinefleisch isst? Weil die Narco-Bosse hier die Menschen, die sie verschwinden lassen wollen, an die Schweine verfüttern." Im Nordwesten von Mexiko, 100 Kilometer entfernt von der amerikanischen Grenze, liegt die Kleinstadt Altar. Die Gegend ist eine der gefährlichsten in Mexiko. Die mexikanische Mafia hat den Ort fest im Griff. Die Narcos schmuggeln Drogen - und Menschen. Für Migranten, die in die USA wollen, ist Altar oft der letzte Halt vor dem gefährlichen Marsch Richtung Grenze. Sie sind der Brutalität der Kartelle ausgeliefert - und der Wüste. Um sie zumindest etwas sicherer zu durchqueren, haben sich die Bewohner des Ortes etwas einfallen lassen: "Alparagatas", Schuhe mit Teppichsohlen, die im Sand keine Spuren hinterlassen. radioFeature-Autorin Ronja Mira Dittrich macht sich auf die Suche nach den geheimen Nähstuben, in denen diese Schuhe gefertigt werden. In Altar trifft sie Miguel Fernandez de Castro, der sich als Künstler mit der allgegenwärtigen Gewalt ebenso wie mit der erhabenen Schönheit der Natur auseinandersetzt. Nur dank seiner Einladung kann die Autorin in dem Ort sein, ohne sich zu sehr in Gefahr zu bringen. Das radioFeature mit dem Porträt einer Region, in dem sich eine der größten Flucht- und Migrationsbewegungen unserer Zeit mit voller Wucht kondensiert. Eine Region, in der eigene Regeln gelten, der Tod näher ist als an vielen Orten und sich Fragen menschlicher Existenz mit großer Dringlichkeit stellen.
Zum 250. Geburtstag von Gaspare Spontini Im Dunstkreis der Mächtigen Gaspare Spontini, ein europäischer Komponist zwischen Klassizismus und Romantik Von Florian Heurich Wiederholung vom Freitag, 19.05 Uhr Im Dunstkreis der Mächtigen Er wurde in Maiolati in den Marken geboren, erhielt seine Ausbildung in Neapel, stieg dann in Paris zu einer zentralen Persönlichkeit des Theaterlebens und zum Hofkomponisten Napoleons auf, bevor er nach Berlin berufen und zum Generalmusikdirektor des Königlichen Opernhauses ernannt wurde. Mit seinem Hauptwerk "La Vestale" hat Gaspare Spontini eine der erfolgreichsten Opern des frühen 19. Jahrhunderts geschaffen, die selbst Wagner und Berlioz zu Begeisterungsstürmen hinriss. Seine Biographie und sein Werk sind immer eng verknüpft mit den Großen und Mächtigen der Zeit. Zu Spontinis 250. Geburtstag folgt Florian Heurich seinen Spuren durch Europa und zeichnet zusammen mit den Dirigenten Christophe Rousset und Jérémie Rhorer, der Sopranistin Marina Rebeka, dem Tenor Michael Spyres sowie den Musikwissenschaftlern Federico Agostinelli, Alexandre Dratwicki und Klaus Pietschmann das Porträt eines wahrhaft internationalen Komponisten zwischen Klassizismus und Romantik.
Onda? das sind Reportagen, Magazinsendungen oder Features über alles, was die lateinamerikanische Welt bewegt: indigene Rechte, Landreformen und Migration ebenso wie Ska-Musik aus Mexiko-Stadt oder Ökotourismus in Costa Rica. Dabei arbeitet Onda eng mit lateinamerikanischen KorrespondentInnen und nichtkommerziellen Radionetzwerken aus dem gesamten Subkontinent zusammen. Alle zwei Wochen produziert ein Redaktionsteam in Berlin das ondainfo. Die Mischung aus alten Radiohasen, Lateinamerika-Heimkehrern und NachwuchsjournalistInnen sorgt für ein Programm, das genau so bunt und hintergründig ist wie die AutorInnen selbst. Was vor Jahren mit viel Improvisation begann, ist heute mit Hilfe der lateinamerikanischen Partnerorganisationen eine anspruchsvolle Magazinsendung: etwa 40 Freie Radios im deutschsprachigen Raum senden das ondainfo. Auch im öffentlich-rechtlichen Rundfunk ist Onda zu hören. Manche Beiträge produziert das deutsches Team, andere werden von den lateinamerikanischen KollegInnen erarbeitet. Das Redaktionsteam macht die Reportagen, Features oder Nachrichten dann für deutsche Ohren zugänglich. onda c/o Nachrichtenpool Lateinamerika e.V. Köpenicker Str. 187/188, 10997 Berlin tel. 49 30 - 789 913 61 fax. 49 30 - 789 913 62 onda[ät]npla.de http://www.npla.de/de/onda
Die schöne Landschaft aller Von Antje Meichsner Ton und Regie: die Autorin Produktion: Deutschlandfunk Kultur / Südwestrundfunk 2024 Länge: 54"30 (Ursendung) (Wdh. am 17.11.2024 Deutschlandfunk, 20.05 Uhr) Wald. Schluchten. Felsformationen. Die Sächsische Schweiz ist wie ein Märchenland. In dem viele Rechtsextreme leben. Was erzählen Ehemalige, Zugezogene und Dagebliebene, die damit nicht einverstanden sind? Wer hier wandert und sich auskennt, tut es leise. Durch die Wälder und Schluchten, über die Felsen und Stege bewegt man sich behutsam - eine ungeschriebene Grundregel in der Sächsischen Schweiz. Und wer nur etwas abseits der viel frequentierten Wanderwege und Zeiten unterwegs ist, bewegt sich aus der rationalen Alltagswelt heraus. Ist es wirklich der Hausgeist namens Buddel, der Reichtum bringt, wenn man ihm abends Milch hinstellt? Etwas ganz Eigenes, Magisches, auch Raues hat die Sächsische Schweiz. Wer hier aufgewachsen ist, trägt sie ein Leben lang in sich. Andere verlieben sich in sie und ziehen hin. Aber die Sächsische Schweiz ist auch die Region, in der Rechtsextreme Mehrheiten bilden, sozial akzeptiert und gut vernetzt sind. In unterschiedlichen Varianten und mit unterschiedlichen Ausprägungen der Gewalt. Wie geht es den Menschen, die da nicht mitmachen wollen? Antje Meichsner führt eingehende Gespräche mit Menschen, die in der Schule gemobbt und verprügelt wurden, und hört Erlebnisse aus den Dörfern, aus der Schule, aus der Landschaft. Manche haben die Sächsische Schweiz verlassen, andere sind hingezogen, verbunden mit ihr sind sie alle. Und alle eint die Frage: Wie lebt es sich in der schönen Landschaft aller? Antje Meichsner ist multidisziplinäre Künstlerin in den Feldern Komposition, Text, Radio und Film. Sie arbeitet konzeptuell dazu, wie Landschaften in den Menschen repräsentiert sind, die in ihr leben oder durch sie durchgehen. In ihren Soundarbeiten dekonstruiert sie Field Recordings und Sprachmaterial, das um das Befinden des Subjekts in der Gesellschaft kreist. Ihre Arbeiten sind sowohl installativ/hörspielförmig, sie spielt aber auch performative Live-Konzerte. Zuletzt im Radio: "Genauso bloß anders" (Deutschlandfunk 2021), ein Hörspiel über das Coming of Age einer Ost-Punkerin in der Wendezeit. Leben in der Sächsischen Schweiz Die schöne Landschaft aller